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End Gerd Altmann Pixabay

Stellungnahme zum ‚Ende‘

Die ‚grüne Oase am Rande Wiens‘ hat ein Ablaufdatum: 30.09.2020. Vielen Menschen liegt der Platz am Herzen und sein Ende ist manchen ein schmerzhafter Gedanke. Daher möchten wir vom Verein United Creations unsere Stellungnahme dazu an alle richten, die die tBASE lieben und sich dafür einsetzen möchten. Bitte lesen und weitersagen (pdf).

Hier der Text in ganzer Länge:

vienna.transitionBASE
Die ‘Grüne Oase’ am Rande der Seestadt

Eine Information und Stellungnahme des Vereins United Creations
und des essbare Seestadt-Teams zum
Grundstück und dem Zwischennutzungsprojekt tBASE

Vielen Menschen liegt dieser grüne Ort neben dem See am Herzen. Uns auch.
Viele Seestadt-Bewohner*innen sind bereit, sich aktiv für den Erhalt der grünen Oase einzusetzen. Wir wissen dies wertzuschätzen und haben von unserer Seite eine Botschaft
an die engagierten Seestädter*innen. 

Was ist der Stand der Dinge?
Warum scheint es, dass nichts gegen ‘das Ende’ getan wird?

Der 2015 abgeschlossene Zwischennutzungsvertrag zwischen der Wien 3420 Aspern Development AG und dem Trägerverein der tBASE  – United Creations –  hat mit 30.09.2020 ein klares zeitliches Ende. United Creations hat in dem Vertrag zahlreiche Haftungen für den Platz übernommen. Dies bedeutet auch, dass die ‘besenreine Übergabe’ Ende September 2020 Ziel des Vereins ist. Dazu gehört, dass die Gebäude abgetragen sind. 

Das Grundstück hat seit Juli 2015 eine rechtskräftige Widmung als Baulandfläche und seit Oktober 2019 auch die erforderlichen Bebauungsbestimmungen, welche bereits durch viele Instanzen gelaufen und kaum mehr rückgängig zu machen ist. Dem gingen ein umfassender Planungs- und Beteiligungsprozess für den Masterplan und ein UVP-Verfahren voraus. Eine Rückwidmung ist deshalb alleine aus finanziellen Gründen nicht darstellbar. 

Viele der Gebäude und Bäume auf der Fläche befinden sich auf künftigen Straßen, deren Bodenniveau aufgrund des Massenmanagements (Aushubmaterial wird vor Ort klimaschonend zur Herstellung eines Gefälles in Richtung See aufgetragen) bzw. des Rohrleitungssystems der Seestadt in diesem Bereich um ca 2-4m angehoben (siehe Sonnenallee) wird. Zudem verläuft unmittelbar unter der Oberfläche noch die alte Flughafen-Rollbahn. Daher ist ein Überleben der meisten Bäume fraglich.

Zu unserem Einsatz:
Wir haben Pläne geschmiedet, Utopien vorgeschlagen und sogar einzelne relevante Personen zeitweise für Alternativen interessieren können – aber letztlich eingesehen, dass es sehr hohen Aufwand, sehr viel Geld und Glück und enorm viel Engagement und politisches Gewicht bräuchte, um hier andere Ergebnisse zu erzielen. 

Da wir vom Verein United Creations bereits seit 2011 am Gelände ehrenamtlich tätig sind und sehr viele schöne und ereignisreiche Jahre hinter uns liegen, haben wir beschlossen, die Früchte der tBASE und des Projekts auf anderem Wege weiter wachsen zu lassen. Das Grundstück haben wir losgelassen, mit einem weinenden und einem lachenden Auge. 

Ist das Leidenschaft?
Definitiv! Acht Jahre ehrenamtliche Tätigkeit für ein Transitionprojekt als Haupt -/Nebenjob oder Lebenssinn – das ist pure Leidenschaft. Die Ziele waren sehr hoch gesteckt und wir haben viel erreicht. Wir möchten euch einen Einblick geben, was die tBASE (früher ‘Sprungbrett Aspern’) schon alles hervorgebracht hat:

  1. Angefangen hat es 2011 mit Workshops zum Lehm und Strohbau und Community-Building. Die ersten Bauten wie das  des Kettenlinienhaus entstanden…
  2. Der greenskills Lehrgang – begann 2011 als klares Erfolgsprogramm (bis 2015 AMS-gefördert) und geht heuer in die 8. Runde. Über 120 AbsolventInnen haben gelernt, wie man mit nachwachsenden Materialien (wie Holz, Stroh, Lehm etc.) ökologisch selber bauen kann, mit Permakultur nachhaltiger leben und mit Gemüse etc. versorgen kann und wie man gemeinschaftliche Projekte organisiert und strukturiert, damit sie gelingen können.  www.greenskills.at 
  3. Mit dem Coaching- und Selfleadershipskills Lehrgangsformat haben wir eine Plattform geschaffen, um unsere “Life Skills” zu entwickeln. Diese sind die Basis für freudvolles, verantwortungsvolles und damit “enkelgerechtes” Handeln. www.leadershipskills.at
  4. Jährliche große Feste mit Feuer, Kinderprogramm, Livemusik, selbst gezogenem Gemüse und gerettetem Essen (Foodsaving) haben hunderte Leute in diese Oase am Rande Wiens gezogen.
  5. Zahlreiche Workshops zu Lehm- und Strohbau, Permakultur, Windrad-Bau,Transition, Community-Building und Selbstorganisation boten ein buntes Feld um die Nachhaltigkeits-Kompetenzen der Teilnehmenden zu erweitern.
  6. Die Transition Austria Bewegung tagte mit ca. 60 InteressentInnen aus ganz Österreich
  7. Businesses wie Stroh2gether baute sich hier auf und gründete andernorts einen Strohbau-Verein, als Mitglied des Austrian Strawbale Networks  www.stroh2gether.at  
  8. Wohnwagon: der Standort des ersten Wohnwagons war einige Zeit lang die tBASE.
  9. Q-Box: noch heute steht die erste Q-Box auf dem Platz als Prototyp einer Tiny-House-Form ‘zum mitnehmen’, in Containergöße. www.q-box.at 
  10. Zahlreiche kleinere experimentelle Gebäude und Prototypen entstanden: Rundhaus, Paletti-Haus, Zirkuswagen, Hanfbeton-Küche mit Tadelakt-Oberflächen, Stahlhalle samt Galerie, sowie Temporäres: Jurten, Tipis, Dome, etc.
  11. Forschung: Stroh- und Lehmbau mit Laien – ist das auch mehrstöckig möglich?
    Mit dem Forschungsprojekt Build Your City 2-gether und dem dabei entstandenen grünen Selbstbauhaus ‘baus!’ haben wir das bewiesen. Und die heute an der TU lehrenden Architekten des VIVI-House sind auf der tBASE damit ihre ersten Schritte gegangen und holten sich schon in den Jahren davor als tBASE -Teammitglieder ihre praktischen Erfahrungen. www.vivihouse.cc 
  12. Permakultur-Projekte wie Erdkeller, Biomeiler, Hügelbeete, Trenn-Toiletten oder Vertikalgärten wurden ausprobiert
  13. Teile der Gartengruppe geht nach mehreren ernte- und erfahrungsreichen Jahren nun professionelle Wege (Bio-Gärtnerei) 
  14. zahllosen kleinen Projekten des Wandels haben wir einen Platz gegeben, wie der Reparatur des Theater-Wagens, dem ökologischen Umbau des Zirkus-Wagens und Ausbau mehrerer Wohn-Busse, dem Poffertjes-Dreirad, Foodsharing-Catering Festen, der Bibliothek des Wandels (rund tausend fachlich wirklich gute Bücher), einer mongolischen Jurte, geodätischen Domen, Pfadfinderjurten, Rainbow-Singkreisen,… 
  15. Die Schwitzhütten des Vereins Feuerkreis laufen bis Juni 2020 – ganze vier Jahre monatlicher Zeremonien!  www.feuerkreis.at
  16. Soziokratie: United Creations war einer der ersten Vereine in Österreich, die Soziokratie als OE-Tool  in den Statuten und der Praxis umsetzten. Bei den ersten Schritten zur Entwicklung der Gesellschaft für Soziokratie in Österreich (2013) sind wir gerne methodische Versuchskaninchen gewesen
  17. das Symposium für Nachhaltigkeit, entwickelt aus dem greenskills Lehrgang, ging am 15. Februar 2020 in die dritte Runde 
  18. Führungen und Interviews – die Zahlen gehen in die Hunderte – für Universitäts-/ und Permakultur-Seminargruppen, Klima & Energiefonds, viele Zeitungen und Zeitschriften, ORF, ATV, Okto TV, andere Transition-Projekte uvm. Das internationale Interesse hält bis heute an und der Bekanntheitsgrad in alternativen Kreisen ist recht hoch, wie wöchentliche laufende Anfragen zeigen.
  19. Weiters hatten wir mehrtägige Kultur-Events, Konzerte, Raumvermietungen, Selbsterfahrungsworkshops, Kreiskultur, zwei Crowdfunding-Projekte, eine Machbarkeitsstudie zur Fortführung des Projekts nach 2014, viele Forschungsanträge uvm.
  20. die tBASE Homepage informiert über viele Details: www.t-base.org 
  21. Ein riesiges Netzwerk hat sich gebildet, mit über tausend Newsletterabonnenten, facebook-Gruppenmitgliedern und Multiplikator*innen des Wandels. 

Und was machen wir jetzt damit?

Wir vom Team der tBASE und dem Vorstand von United Creations (tw. in Personalunion) sagen DANKE für all die vielen tollen und aufregenden Jahre, die wir auf diesem Grundstück verbringen durften! Die Natur und ihre Wertschätzung, sowie die Ermöglichung von persönlichem Wachstum sind schon immer unser Anliegen und bleiben es auch weiterhin.

Und wir freuen uns, ab Oktober 2020 ohne die Verwaltung eines “mittelständischen Unternehmens” mit großen Mengen an Sachgütern und keinem Einkommen, fröhlich unsere anderen – nun gereiften – Projektideen ausleben zu können. Die essbare Seestadt ist übrigens eine davon 🙂   www.essbareseestadt.at
Danke für die Aufmerksamkeit und das Engagement – auch an die Seestädter*innen, die erst seit kurzem diesen Ort in ihr Herz geschlossen haben.

Und danke auch im Namen aktueller und künftiger Initiativen, die auf Zwischennutzungs-Verträge angewiesen sind – ihr Entstehen und Weiterbestehen hängt u.a. von der Freude ab, die eine Verwaltung mit ihnen hat – so auch hoffentlich mit der problemlosen Übergabe der tBASE.  

Zum Abschluss 

Danke, wenn ihr euch dem Gebäude-Abbau, ggf einer Wiederverwertung und der Material-Entsorgung nicht entgegenstellt, sondern uns unterstützt – v.a. bei der physischen Arbeit, die zwischen März und September stattfinden soll. Offen für nützliche Ideen sind wir immer ! 

Wir wünschen uns einen starken HelferInnen-Pool, damit an den konkreten Terminen viele helfende Hände zu uns finden. Wir informieren euch gerne, wann die Abbau-Parties steigen – z.B. über den Newsletter der essbaren Seestadt oder United Creations, der tBASE Seite oder auf facebook (tBASE).

Dave, Mike, Constance und Dorothea 

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